GESCHICHTE BAMBERGS

10. Jahrhundert

902. Babenberger Fehde / Erstnennung

Seine erste schriftliche Nennung verdankt Bamberg dem Abt Regino von Prüm, der in seiner Weltchronik von der Babenberger Fehde berichtete. Im Zuge dieser Fehde kämpften die (älteren) Babenberger Brüder Adalbert, Heinrich und Adalhard, nach ihrem ältesten bekannten Vorfahren, dem um 840 verstorbenen Poppo I., auch Popponen genannt,gegen die Konradiner Brüder Eberhard, Gebhard und Rodolf um die Vorherrschaft in Ostfranken. Im Grunde ging es darum die Vormacht der Babenberger zu zerschlagen. Bei diesem Vorhaben unterstützte König Arnulf von Kärnten die mit ihm verschwägerten Konradiner, deren Machtbasis zwar in Hessen lag, die jedoch danach strebten ihren Einfluss nach Osten auszudehnen. Die Popponen standen, bis Arnulf König geworden war, immer zum Königshaus. Heinrich, der Vater der Babenberger Brüder und Sohn von Poppo I. der Graf im Grabfeld gewesen war, war princeps militiae Herrführer, marchio francorum Markgraf der Franken und dux Austrasiorum Heerführer des östlichen Frankenreiches. Heinrich führte also die Truppen König Ludwigs III. des Jüngeren und Karl III. dem Dicken, bis er bei der Verteidigung von Paris gegen die Normannen 886 fiel. Wahrscheinlich waren die drei Brüder in Opposition zum neuen, ihrer Meinung nach illegitimen, König, weil dieser mithilfe der Großen des Ostfränkischen Reiches Kaiser Karl III. entmachtet hatte.
Die drei Söhne Heinrichs erbten zwar das Grafenrecht in Ostfranken, doch schon ab 888 begann König Arnulf von Kärnten damit, ihnen ihre Rechte zu beschneiden. Da die Schwester der Babenberger Hadewig mit dem Herzog Otto von Sachsen vermählt war, musste Arnulf jedoch vorsichtig vorgehen. Dennoch hatten die Brüder schon 890 kein öffentliches Amt westlich des Steigerwalds mehr inne, 891 ging das Volkfeld an den Konradiner Eberhard und 892 der Bischofssitz von Würzburg an den Konradiner Rudolf. Laut Regino nahm die Fehde 897 mit dem Tod des königlichen Verwalters Trageboto, der von Leuten Adalhards und Heinrichs (II) bei Würzburg getötet worden war, ihren Anfang. Die Brüder sahen sich von den Konradinern eingekreist und bedrängt, so verwundert es nicht, dass sie im Volkfeld, wo in Theres (heute Obertheres) ihre Hauptburg und ihre Machtbasis lag, zuerst losschlugen.

Regino Prumiensis abbas, Chronica - Ein Auszug Anno dominicae incarnationis DCCCCII. Adalbertus cum fratribus Adalardo et Heinrico colleata valida manu adversus Everhardum et Gebehardum et Ruodulfum fratres, de quibus paulo superius mentionem fecimus, ex castro, quod Babenbergh dicitur prosiliens ad pugnam poressit. Cuius impetum illi viriliter excipientes ferro aciem irrumpunt, obvios quosque terrae prosternunt nec ante desistunt, quam adversariorum agmen fugam inire compellant; in quo certamine Heinricus interfectus est et Adalardus captus et post modicum iussu Gebehardi decollatus est. Everhardus etiam multis vulneribus confossus in prelio cecidit, ubi finito conflictu inter cadavera occisorum a suis inventus domum reportatur et paucis interpositis diebus et ipse moritur.

902. Adalbert mit seinen Brüdern Adalhard und Heinrich, sammelte eine starke Mannschaft und brach aus der Feste, die Babenbergh geheißen wird, gegen die Brüder Eberhard, Gebehard und Rodulf hervor, deren wir kurz zuvor gedachten, um ihnen eine Schlacht zu liefern. Jene halten seinen Angriff mannhaft aus, durchbrechen die Schlachtreihe mit dem Schwerte, strecken alle nieder, die ihnen begegnen und lassen nicht eher ab, als bis sie die Schaar der Gegner gezwungen, die Flucht zu ergreifen; in diesem Strauße wurde Heinrich erschlagen, Adalhard gefangen genommen und nachmals auf Befehl Gebehards enthauptet. Auch Eberhard fiel in dem Treffen von vielen Wunden durchbohrt, worauf er nach Beendigung des Kampfes unter den Leichen der Erschlagenen von den Seinigen aufgefunden und nach Hause geschafft wird; nach dem Verlauf weniger Tage stirbt er gleichfalls. Übersetzung nach der Monumenta Germaniae - Dr. Dümmler 1857


902 kam es letztendlich zum offenen Kampf. Arnulfs Sohn, König Ludwig das Kind entzog den Babenbergern weitere Güter und gab sie den Konradinern, woraufhin sich die Babenberger in die Burg Adalberts Bambergh zurückzogen und belagert wurden. Bei dem folgenden Ausfall wurde der Konradiner Eberhard tödlich verwundet. Bei den Babenbergern fiel Heinrich. Adalhard wurde gefangengenommen und nachdem Eberhard seinen Wunden erlegen war, von Gebhard enthauptet.
Adalbert gab aber nicht klein bei. Im Jahr 903 ging er in die Offensive über und vertrieb Bischof Rudolf aus Würzburg und die Familie des verstorbenen Eberharts aus dem Volkfeld, diese zogen sich bis hinter den Spessart zurück. Dann kehrte zunächst Ruhe ein, bis Adalbert 906 erneut zu den Waffen griff. Anscheinend glaubte er, dass die Gelegenheit gekommen sei, sich der Konradiner endgültig zu entledigen. Er führte sein Heer zunächst in Richtung Wetterau gegen Gebhard, drehte dann aber ab und attackierte Konrad den älteren in der Nähe von Fritzlar. Konrad fiel schon beim ersten Zusammentreffen am 27. Februar. Die Babenberger aber machten große Beute und zogen sich nach Theres zurück.
Dieser Angriff rief die Königsmacht erneut auf den Plan. Im Jahr 900 nach dem Tod Kaiser Arnulfs wurde sein Sohn Ludwig das Kind im Alter von 6 Jahren in Forchheim auf den deutschen Königsthron gesetzt. Dessen Berater Erzbischof Hatto von Mainz und Bischof Adalbero von Augsburg waren den Babenbergern ebenso wenig gewogen, wie Arnulf es gewesen war. Es war kein lokal begrenzter Konflikt, vielmehr ging es um die Vorherrschaft im Reich – auf der einen Seite die Babenberger mit dem Sachsenherzog Otto, auf der anderen Seite die Konradiner mit dem Bayernherzog Luitpold –, mit einem Wort um die Nachfolge Ludwigs des Kindes. Dieser forderte Adalbert auf, sich auf dem Hoftag in Trebur im Juli 906 zu verantworten. Da der sächsische Herzog Otto, wegen eines Einfalls der Ungarn in Sachsen, nicht an dem Hoftag teilnehmen konnte, leistete Adalbert der Aufforderung nicht Folge und verschanzte sich in seiner Burg in Theres, denn ohne Fürsprecher hätte er bei einem Prozess auf dem Hoftag keine Aussichten auf eine faire Anhörung gehabt.
Ludwig befahl darauf einen Heerzug gegen den Babenberger. Anscheinend konnte sich Adalbert eine Zeit lang halten, doch nachdem sein Verbündeter Graf Egino die Seiten gewechselt hatte, unterwarf er sich am 9. September 906 im Lager des Königs bei Stegaurach. Wahrscheinlich hoffte er, wie es üblich war, vom König begnadigt zu werden. Doch nein, er wurde ergriffen und gegen jedes Recht hingerichtet. Die Konradiner hatten gesiegt. Der Großteil der Babenberger Güter ging an König Ludwig, dem 911 der jüngste der Konradiner Brüder Konrad I. auf dem Thron folgte. 918 folgte auf den glücklosen und gewalttätigen König, Heinrich I. der Herzog der Sachsen und Sohn Herzog Ottos und dessen babenbergischer Frau Hadewig, auf dem Königsthron. Die Dynastie der Ottonen nahm ihren Anfang. Wie bemerkte Ferdinand Geldner¹ so treffend: „Die für die ostfränkische und für die allgemeine deutsche Geschichte so bedeutungsvolle Babenberger Fehde bildet eine Phase der Geburtswehen des mittelalterlichen Deutschen Reiches.“

Literatur:
Stürmer, Wilhelm: "Die Konradinisch-Babenbergische Fehde um 900. Ursachen, Anlass, Folgen". In: "Konrad I. Auf dem Weg zum "Deutschen Reich"? Hrsg. Goetz, Hans-Werner. S. 169- 184. 2006.

Geldner, Ferdinand¹: "Neue Beiträge zur Geschichte der alten Babenberger. In Bamberger Studien zur fränkischen und deutschen Geschichte. Heft 1. 1971.

Kraus, Andreas Hrsg.: "Geschichte Frankens bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts". In: "Handbuch der Bayerischen Geschichte", Band 3, Teilband 1. 1997.

Hilscher, Peter: "Das Mittelalter - die Epoche". 2017

Becher, Matthias: "Merowinger und Karolinger". In: "Geschichte Kompakt". 2009.

Peterson, Jürgen: "Franken im Mittelalter - Identität und Profil im Spiegel von Bewußtsein und Vorstellung." In Vorträge und Forschungen Sonderband 51. 2008.

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964 - 966. König Berengar II. von Italien als Gefangener in Bamberg

Berengar II. war 925–964 Markgraf von Ivrea und 950–961 König von Italien. Er kam dem deutschen König und späteren Kaiser Otto I. in die Quere, nachdem Papst Johannes XII. Otto I. um Hilfe gegen den machthungrigen König gebeten hatte.
Otto zog nach Italien, wo er Berengar II. im Jahr 961 absetzte und ihn von 962 bis 963 in San Leo belagerte. Nach der Übergabe der Stadt schickte der Kaiser Berengar nebst Frau Töchtern nach Bamberg ins Exil, wo Berengar am 04.04.966 in Gefangenschaft verstarb und wahrscheinlich im Inneren der Burgkirche beigesetzt wurde. Seine Frau Willa verbrachte den Rest ihrer Tage in einem Kloster.

Die Babenburg wurde wahrscheinlich deshalb als Verbannungsort gewählt, weil sie weit genug von Italien weg, aber nah genug am Kernland der Ottonen lag. Damit die Burg überhaupt als Gefängnis dienen konnte, musste sie zum einen gut befestigt gewesen sein, zum anderen einem hochgestellten Gefangenen, Berengar war schließlich König gewesen, einen angemessenen Komfort bieten können. Ausreichend Platz für Wachpersonal, Dienstboten und angemessene Wirtschaftsräume sollten ebenfalls vorhanden gewesen sein. Auch eine Kirche oder zumindest Kapelle musste zur Ausstattung gehören, damit die religiösen Bedürfnisse Berengars, aber auch der Burggarnison befriedigt werden konnten.
Es darf also angenommen werden, dass die Babenburg eine gut befestigte und ausreichend große Anlage im Machtbereich der Ottonen gewesen sein dürfte.

Literatur:
Pelz, Alexander: „Wie Berengar nach Bamberg kam: Die Babenberger Burg als Exil“. PDF

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973 Erste urkundliche Erwähnung civitas papinberc

Die urkundliche Erstnennung Bambergs verdanken wir vor allem zwei Männern - König Otto II. und dessen bayerischen Vetter Heinrich. Otto II. war seit dem 25. Dezember 967 neben seinem Vater Otto I. Mitregent und nach dessen Tod ab dem 8. Mai 973 alleiniger König und Kaiser im Reich. Zwar vollzog sich die Herrschaftsübergabe reibungslos, doch regte sich bei denen Unmut, die sich von Otto II. ungerecht behandelt fühlten. Um nun diesem Gären zu begegnen, zog der neue König, wie damals üblich, durch das Reich und hielt Hoftage ab. Auf dem Hoftag zu Worms stellte er am 25. Juni 973 jene Urkunde aus, die für Bamberg die Erstnennung in einem Rechtsdokument bedeutete. Der entscheidende Satz lautet: „…qualiter nos ob interventum dilectissimae genitricis nostrae Adalheidę caro nepoti nostro Baioariorum duci quoddam nostri iuris predium, civitatem videlicet Papinberc nominatam ... et Nendilin Vraha in comitatu Berahtoldi comitis Volcveld nuncupato sita nostra imperiali potentia in perpetuę usum proprietatis concessimus firmiterque donavimus ...“. Soll heißen Otto II. schenkte auf Intervention seiner Mutter Adelheid seinem Vetter, dem Herzog Heinrich II. von Bayern , die Burg Bamberg mit allen Liegenschaften und Zubehör, einschließlich dem Ort Stegaurach im Gau Volkfeld.
Die ottonische Königsburg, die nach der Babenberger Fehde 906 an den König gefallen war, ging an Heinrich von Bayern über. Dieser verhielt sich zunächst ruhig, doch 974 verschwor er sich mit den Herzögen von Böhmen und Polen, sowie Bischof Abraham von Freising gegen den König. Nach einigen Händeln, Exkommunikation, Niederlage, Inhaftierung und Exil musste sich Heinrich, der sich durch sein Verhalten den Beinamen „Der Zänker“ verdient hatte, bei Bischof Folkmar von Utrecht 978 schließlich in Haft begeben. Erst nach dem Tode Ottos II. 983 kam er wieder frei. Bis zu seinem Tod 995 blieb Heinrich seinem Streben nach der Königswürde treu, doch erst sein Sohn Heinrich II. sollte es auf den deutschen Thron schaffen.

Urkunde Ottos II. an Heinrich d. Zänker 001.jpg
Von Kaiser Otto II. - Scan aus Buch: Josef Kirmeier, Bernd Schneidmüller, Stefan Weinfurter, Evamaria Brockhoff (Hrsg.): Heinrich II. 1002?1024, Katalog zur Bayerischen Landesausstellung 2002. Augsburg 2002, S.33., Gemeinfrei,

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976 Otto II. in Bamberg

Im Juni/Juli 976 hielt sich König Otto II. mit seinem Heer in Bayern auf, um gegen Heinrich den Zänker vorzugehen. Unter anderem belagerten die Truppen des Königs Regensburg (1), da sich Heinrich dort verschanzt hatte, die Stadt aber heilt nicht lange stand und der „Zänker“ musste nach Böhmen fliehen. Im Zuge dieser Begebenheiten hielt sich der König am 4. Juli in Bamberg auf, was eine Urkunde (2), die er hier für die Mönche des Klosters Disentis ausstellte, belegt.

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985 Otto III. und Heinrich von Bayern in Bamberg

Ende September hielt sich Otto III. zu einem Hoftag in Bamberg auf (3). Neben zahlreichen weltlichen und geistlichen Größen war auch Heinrich der Zänker anwesend. Dieser hatte, nach dem Tod Ottos II. und nachdem er auf seine Ansprüche auf den Thron (4) verzichtet hatte, das bayerische Herzogtum und somit auch Bamberg von Otto III. zurückerhalten.

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995 Heinrich der Zänker stirbt

Nach dem Tod seines Vaters, des Zänkers, wurde Heinrich zu dessen Nachfolger Heinrich IV. Herzog von Bayern (5), obwohl er, wahrscheinlich auf Betreiben Kaiser Ottos II., zunächst für ein geistliches Amt vorgesehen war. Er wurde am 6. Mai 973 oder 978 in Abbach oder Hildesheim geboren und war wie gesagt ein Nachkomme Herzog Heinrichs II. von Bayern und von dessen Frau Gisela von Burgund und somit ein Urenkel König Heinrichs I. Eben dieser Heinrich, der 1002 Deutscher König und 1014 Kaiser werden sollte, spielte für die Geschichte Bambergs eine tragende Rolle.

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