1900 bis zum Ende des I. Weltkriegs
Zwischen 1840 und 1905 vervierfachte sich die Einwohnerzahl der Stadt von rund 12000 auf 45483 Einwohner, was die Bautätigkeit befeuerte. Neben zahlreichen öffentlichen Bauten entstanden ganz neue Stadtviertel, um neuen Wohnraum für die wachsende Bevölkerung zu schaffen. Um 1900 bemühten sich rund fünfundzwanzig Baufirmen, von denen sieben mehr als fünfzig Bauarbeiter beschäftigten, um die rund 185 Bauprojekte der Stadt am Beginn des neuen Jahrhunderts.Um das kulturelle und soziale Leben kümmern sich um die Jahrhundertwende 346 kirchliche, gesellige, gewerbliche, soziale, sportliche sowie militärische Vereine.
Vom 11. bis 13. September 1900 fand in Bamberg der 25. Deutsche Juristentag statt.
Zwischen 1900 und 1901 entstand in der Tränkgasse 4 das Städtische Elektrizitätswerk nach Plänen des Stadtbaumeisters Hans Erlwein. Das E-Werk war mit zwei 200 PS Dynamos bestückt und nahm am 2. Dezember 1901 seine Arbeit auf. In dem ehemaligen Elektrizitätswerk befinden sich heute die Räume der Volkshochschule Bamberg.
Von 1900 bis 1902 diente die Neue Residenz wieder einmal einem Wittelsbacher als Wohnort. Diesmal wohnten Prinz Rupprecht und seine Gattin Gabrielle in den ehemaligen Wohnräumen der Fürstbischöfe. Am 08. Mai 1902 kam hier ihr erstes Kind zur Welt, Prinz Luitpold. Zwar gefiel es den Bambergern erneut höfischen Glanz in der Stadt zu haben, doch als Rupprecht im Rosengarten einen Tennisplatz anlegen ließ, war man doch irritiert.
Im Jahr 1900 wurde der „Verein zum Schutze und zur Pflege der Alpenpflanzen“ in Bamberg gegründet, somit war er der erste Naturschutzverein Bayerns. Mitbegründer und erster Vorsitzender war der Apotheker Dr. Carl Schmolz.
1901 wurde die „Prinzregent-Luitpold-Schule“, am Eingang der Memmelsdorfer Straße, fertiggestellt. Wiederum war der Entwurf von Hans Erlwein richtungsweisend für das Schulbauwesen in Deutschland. Das neue Gymnasium war ein asymmetrischer, dreiflügeliger Bau, der Formen der Renaissancebaukunst aufgriff. Heute beheimaten die frisch renovierten Räume die Luitpold Grundschule.
Zur 700-Jahrfeier der Heiligsprechung der Kaiserin Kunigunde im September 1901 kamen rund 40.000 Menschen in die Domstadt, um mit den Bambergern drei Tage lang zu feiern.
1902 feierte der Altenburgverein die Fertigstellung des neuen Palas (ein Wohnhaus in einer mittelalterlichen Burg) auf der Altenburg. Die Besucher des Festes konnten den ersten Burgbären Hassan bestaunen, er lebte bis 1913 auf der Burg. 1951 kam der zweite Bär Toni in den Zwinger, doch überlebte er nur ein Jahr, sein Nachfolger Poldi bewohnte die Burg bis 1982 und war bei den Bambergern sehr beliebt und Deutschlands letzter Burgbär. Die Pläne für den Palas zeichnete der Architekt Gustav Haeberlein (1853 - 1930). Der Wahlbamberger, der an zahlreichen Bauprojekten der Stadt maßgeblich beteiligt war, arbeitete gerne mit einem spätgotisch historisierenden Baustil.
Video:
Gustav Haeberle - Bambergs vergessener Baumeister
Literatur:
PDF: 100 Jahre Staatsarchiv

Staatsarchiv
1902 kaufte der Rauch- und Schnupftabakfabrikant Freiherr von Michel-Raulino das Bamberger Tagblatt von den Zeitungsgründern, der Familie Reindl.
Am 11. Juli 1903 wurde der sogenannte Obelisk oder Wittelsbacherstein an der Altenburg feierlich enthüllt. Er war zur 100-Jahrfeier der Vereinigung des Hochstifts Bamberg mit dem Kurfürstentum Bayern gestiftet worden und bestand aus 36 Steinen, welche die Namen der Städte und Gemeinden trugen, die einst zum Gebiet des Hochstifts Bamberg gehört hatten. Der Gedenkstein sollte an die einstige Größe des Fürstbistums erinnern.
Am 16. November 1903 wurde das neue Gerichtsgebäude am Wilhelmsplatz eingeweiht. Der Justizpalast war nach dem Vorbild des „Palais de Justice“ in Paris in Neurenaissancestil von Max Höfl gestaltet worden.
Literatur:
PDF: Die Geschichte des
Zentraljustizgebäudes
Bis 1903 waren zwar 7,6 km gemauerte Kanäle sowie 3,7 km Rohrkanäle der Bamberger Kanalisation fertiggestellt, doch gab es nur eine provisorische Kläranlage, daher wurde noch viel Unrat in der Regnitz entsorgt.
1904 gründete Amelie Gehr den Bamberger Ableger des 1903 in Köln gegründeten Katholischen Frauenbundes.
Eines der wenigen Jugendstilgebäude der Stadt ist der 1904 errichtete sogenannte Toilettenkiosk an der Promenade, wie könnte es anders sein, auch dieses „Stille Örtchen“ stammte aus der Feder Erlweins. Das Klohäuschen und einige Bäume vor dem ehemaligen Postgebäude sind der Rest der ehemaligen Flaniermeile Bambergs. Diese Promenade ihrerseits war Teil des ehemaligen Stadtgrabens, der mit Schutt der Planierung des Domberges aufgefüllt worden war. Heute befindet sich hier der Zentrale Omnibusbahnhof.
1904 wurde der „Amateur-Photografen-Verein“, der sich bald in „ Photographische Gesellschaft Bamberg e. V.“ umbenennen sollte, gegründet. Der Verein besteht bis heute. https://phogeba.de/index.php/wir-ueber-uns/
In den Jahren 1904/1905 entstanden am Luitpoldeck, die vom katholischen Arbeiterverein finanzierten, Luitpoldsäle. Mit einem Fassungsvermögen von bis zu 1000 Personen waren sie der größte Veranstaltungsort Bambergs. Die Pläne für den in neobarockem Stil mit Jugendstilelementen ausgeführten Bau stammten von Chrysostomus Martin (1851 - 1930). Der Architekt war seit 1874 beim Bamberger Stadtbauamt tätig und u. a. am Bau der Gangolfschule, sowie der Wunderburgkirche und an über 20 Privat- bzw. Geschäftsgebäuden beteiligt. Ab 1909 wurden in den Sälen auch Filme vorgeführt.
Die Leitung des Erzbistums übernahm 1905 Erzbischof Philipp von Abert (1905 - 1912).
1905 hatte die Stadt einen Etat von 2.600.000 Mark und durfte 43.000 Übernachtungsgäste in ihren Mauern beherbergen. In einer Wohnraumstatistik aus diesem Jahr wurden insgesamt 10.133 Wohnungen gezählt. Davon waren 1831 Einzimmerwohnungen, 3521 Zweizimmerwohnungen, 2241 Dreizimmerwohnungen und 2400 Wohnungen hatten zwischen vier bis sechs, teilweise auch sieben Zimmer. Auf den ersten Blick klingt dies ganz gut, doch waren die meisten Familien Großfamilien, die in viel zu kleinen Wohnungen hausen mussten. Die Toiletten befanden sich oft auf dem Gang und es gab keinen Wasseranschluss und schon gar keine Bäder in den Wohnungen. Ein Lichtblick waren die Waschküchen, die es in fast jedem Haus gab, andererseits verschwanden die letzten Plumpsklos erst in den 50er, 60er Jahren aus Bamberg. Kein Wunder also, dass die steigende Einwohnerzahl eine gewisse Wohnungsnot mit sich brachte.
Gegenüber dem Justizgebäude am Wilhelmsplatz, entstanden 1905 die Räumlichkeiten des Oberpostamtes, welches 1907 in die Oberpostdirektion umgewandelt wurde. Verantwortlich für den Bau zeichnete der Architekt Fritz Fuchsenberger.Rund um den Wilhelmsplatz sollte ein komplettes Wohnquartier entstehen, doch die Umsetzung des Bauvorhabens wurde durch den Ersten Weltkrieg und dessen Folgen vereitelt.
1906 nahm die neu gegründete königliche Entbindungsanstalt und Hebammenschule am Markusplatz ihre Arbeit auf. Bis 1984 wurde die Frauenklinik als separate Klinik geführt und ging dann im neuen Klinikum in der Buger Straße auf. Das nun „Markushaus“ oder „Alte Frauenklinik“ genannte Gebäude ist heute Teil der Otto-Friedrich-Universität Bamberg.
Am 21.02.1866 wurde der Immunologe und Bakteriologe Prof. August Paul von Wassermann in Bamberg geboren. U. a. entdeckte er 1906 die nach ihm benannte Wassermannsche Reaktion (Reaktion des Blutserums, an der sich etwa sechs Wochen nach der Ansteckung eine Syphilis erkennen lässt). Er zählt zu den Begründern der modernen Blutforschung.
Zu den Staatlichen Bauaufträgen in der Stadt gehörte auch das 1906 fertiggestellte Bauamt in der Franz-Ludwig-Straße 21. Der dreiflügelige Neorenaissancebau lag neben dem neuen Justizgebäude und war Teil des rund um den Wilhelmsplatz entstehenden Quartiers.
Nachdem die Bamberger Brauereien den Bierpreis, dieser war 1797 letztmals erhöht worden, für ein Seiddla (1/2 Liter Bier) von 10 auf 11 Pfennige angehoben hatten, brach am 01. Oktober 1907 der „Bamberger Bierkrieg“ aus. Seit 110 Jahren hatte es keine Preiserhöhung gegeben. Der Feldmarschall der Biertrinker war Karl Panzer. Er gewann die Wirte Georg Weierich, dessen Wirtshaus an der Schranne lag und Anton Mohr, Wirt des Gasthauses Mondschein im Sand, dafür, die Preiserhöhung zu Boykottieren und ihre Gaststuben mit Bier aus Forchheim zu versorgen. Die anderen Bamberger Brauereien und Gaststuben blieben daraufhin ziemlich leer. Am 07. Oktober beugten sich die Bamberger Brauereien dem Druck der Straße und senkten Ihre Preise wieder. Die Bamberger Bierkrieger waren so stolz auf ihren Sieg, dass sie eine Postkarte drucken ließen.
Vom 26. Januar 1907 bis zum 18. März 1907 befand sich das erste Bamberger Kino, der „Kinematograph-Bamberg“ in einem Wirtshaus in der Urbahnstraße 18.
Noch im Dezember desselben Jahrs eröffnete der „Kino-Salon“ im „Café Wittelsbacher“ an der Promenade 12. Im Sommer fanden die Vorstellungen mit einem Handkurbelprojektor und Klavierbegleitung im Garten statt. Im Winter konnten bis zu 10 Zuschauern bewegte Bilder im Innenraum vorgeführt werden. Das kleine Kino war Vorläufer des „Lichtschau(-spielhaus)“, welches 1961 ausbrannte.
Im selben Jahr eröffnete ein weiterer Kinosaal am Wilhelmsplatz, das Victoria im gleichnamigen Café. Ab 1909 gesellte sich in den Luitpoldsälen das „Luitpold-Lichtspiel“ zu den Bamberger Kinos, welches später in das „UFA Kinocenter“ umgewandelt und im Jahr 2000 geschlossen wurde.
Am 28. Juni 1913 öffnete das „Universum“ am Grünen Markt 18 seine Pforten. 1927 wurde das Kino in „Filmpalast“ umbenannt und 1985 für immer geschlossen.
Am 30. Mai 1908 wurde die vierte Oberfränkische Landwirtschaftsausstellung im Theresien-Hain eröffnet.
An Stelle des 1790 in spätbarockem klassizistischem Stil erbauten Hotels Bamberger Hof am Grünen Markt entstand zwischen 1908 und 1910 das Kaufhaus H. & C. Tietz. Es wurde zum wirtschaftlichen Mittelpunkt der Innenstadt und gab 300 Menschen Lohn und Brot. Das Kaufhaus wurde in den 30er Jahren „arisiert“, nach dem Krieg geplündert und später unter dem Namen Hertie weitergeführt. (Heute Galleria)
Die fünfte Synagoge, in der langen jüdischen Geschichte Bambergs, entstand zwischen 1908 und 1910 an der Ecke Urban- / Herzog-Max-Straße und war Teil des im Entstehen begriffenen Wilhelmsplatzes mit der Oberpostdirektion und Gerichtsgebäude. Die Pläne stammten von Johannes Kronfuß. Der imposante Jugendstilbau wurde am 11. September 1910 unter großer Anteilnahme der Stadtbevölkerung seiner Bestimmung übergeben.

Synagoge 1910
Ab 1910 wurde auf dem Maxplatz ein werktäglicher Markt abgehalten.
Als weiteres Zeichen der Anhänglichkeit der Bamberger an das Haus Wittelsbach enthüllte, im Oktober 1910, Kronprinz Rupprecht von Wittelsbach eine überlebensgroße Statue König Ludwig II. in der Nähe des Staatsarchivs. Des Weiteren wurde im Bamberger Osten die neu gebaute und nach dem Kronprinzen benannte Rupprecht Schule eröffnet.
1912 zählte die Stadt 34 Brauereien, diese brauten 135.216 Hektoliter Bier jährlich. Heute zählt die Stadt noch zwölf Brauereien und ist die Stadt mit der höchsten Brauereidichte weltweit.
Im Alter von 61 Jahren verstarb Erzbischof Friedrich Philipp von Abert und Johannes Jacobus von Hauck (1912 - 1943) übernahm sein Amt. Das Pontifikat des neuen Erzbischofs sollte 31 Jahre dauern.
Im September 1910 begannen die Planungen zum neuen Bamberger Staatshafen. Nur zwei Jahre später, am 15. Juni 1912, konnte der Prinz-Ludwig-Hafen mit einem großen Festakt seiner Bestimmung übergeben werden. Die Hafeneinfahrt war 170 Meter lang, das anschließende Hafenbecken maß 320 mal 40 Meter und das Hochkai war 120 Meter lang. Der neue Hafen war auch der Endpunkt der Main-Kettenschifffahrt die, seit 1886 betrieben und 1936 eingestellt wurde. Die sogenannte Mainkuh verkürzte die Treidelzeit zwischen Frankfurt und Bamberg von 13 auf 5 ½ Tage.
Neben dem Gartenbau war der Handel der zweite große Wirtschaftsfaktor Bambergs. So hatten 1912 dreißig Vieh- und fünfundsiebzig Hopfenhändler ihre Kontore in Bamberg, daneben kümmerten sich sieben Filialbanken und fünf Bankiers um die Versorgung der Bürger und Unternehmen mit Geld.
1912 begannen die zweijährigen Bauarbeiten an der St. Otto Kirche in der Siechenstraße 61. Der Architekt Otto Orlando Kurz verband in dem Kirchenbau den romanischen Grundriss einer dreischiffigen Basilika mit Elementen der Gotik und Moderne zu einem imposanten Bau am Übergang zwischen Klassizismus und Moderne.
Bis 1913 war die Forschung davon ausgegangen, dass der jetzige Dom auf den Fundamenten des Heinrichs Doms erbaut wurde. Doch nach Ausgrabungen von Wilhelm Ament, einem Bamberger Forscher und Mitglied des Historischen Vereins, am Westchor, um den Boden für eine neue Grablege zu sondieren, kamen daran erste Zweifel auf. Ausgrabungen von Heinrich Mayer im Winter 1935 - 1936 bestätigten die leichte Achsverschiebung und geringere Größe des Heinrichs Doms im Vergleich zum heutigen Ekbert-Dom.
Literatur:
Nadine Plaschke: PDF: „Zeitreise durch die archäologische Forschungsgeschichte des Bamberger Doms“
An Stelle des abgebrochenen Badehauses „Salubritati“ wurde das Bootshaus errichtet und im Juli 1914 an die Bamberger Rudergesellschaft, diese hatte sich 1884 gegründet, übergeben.
Ebenfalls 1914 ließ die Stadt ein neues Wasserwerk am Hauptsmoorwald bauen.
Vor Kriegsausbruch waren in Bamberg 108 Kraftfahrzeuge gemeldet.
Am 01. August 1914 stürzten die europäischen Großmächte die Welt in den Ersten Weltkrieg. Auch in Bamberg wurde der Krieg, wie in ganz Deutschland und Europa, zum Teil freudig begrüßt. In den Straßen wurde die Erklärung des Kriegszustandes verlesen und 160 Bürger zur Bildung einer Schutzwache in den Rathaussaal berufen. Das in der Koppenhofkaserne stationierte 1. königlich bayerische-Ulanen-Regiment wurde sofort an die Westfront verlegt und führte am 11. August 1914 nahe dem Ort Lagarde, 40 km östlich von Nancy, die letzte klassische Reiterattacke und die erste Schlacht des Weltkrieges. Doch das Gesicht des Krieges hatte sich grundsätzlich verändert und im „modernen Krieg“ war kein Platz mehr für Reiterattacken. Das Regiment verlor sieben Offiziere, 151 Ulanen und 149 Pferde. Noch bis in die achtziger Jahre zelebrierten die Veteranen der Schlacht den Sieg von Lagarde und trauerten um ihre gefallenen Kameraden. Nach dem Ersten Weltkrieg gingen die Ulanen im 17. (Bayerischen) Reiter-Regiment auf.
Kriegsgräberstätten Lagarde
Video
Gedenken an die Schlacht von Lagarde - ARD 1964
Das Königlich Bayerische 5. Infanterie Regiment war vom September 1914 bis September 1918 an der Westfront zwischen Péronne und Ypern eingesetzt und in vier Jahren Stellungskrieg vollkommen aufgerieben worden. Am Ende hatte das Regiment 3985 Gefallene, 8724 Verwundete und 1304 Kriegsgefangene zu beklagen. Am 01. Dezember 1918 kehrte das 1. Bataillon der 5er., knapp 400 Mann, nebst Stab und Kapelle, nach Bamberg zurück.

Das Regiment beim Sturm auf das Weissenburger Tor
1915 stiftete die Bankiersfrau Emma Hellmann den Eisernen Ritter, eine lebensgroße Holzfigur des Hl. Georg. Wie in anderen Städten sollte die Holzfigur die Bürger anregen, gegen eine Spende, einen Nagel zu kaufen, der dann in die Figur geschlagen wurde. Der Erlös kam dem Roten Kreuz und der Kriegsfürsorge zugute. Die sonst auch sehr sozial eingestellte jüdische Stifterin wurde 1942 nach Minsk deportiert und ermordet.
Nachdem die Oberste Heeresleitung eine Verdoppelung der Munitionsfertigung einforderte, wurde das sogenannte „Hindenburg-Programm“ aufgelegt. Für Bamberg hieß dies, dass an der Geisfelderstraße eine Munitionsfertigungsstelle entstehen sollte. Die erste Geländebegehung fand am 30.01.1917 statt. Im März desselben Jahres waren die Planungen für 59 Gebäude und einen Gleisanschluss zum Bamberger Bahnhof abgeschlossen. Es sollten rund 3600 Tonnen Material pro Woche umgesetzt werden, was einem Verkehrsaufkommen von 120 an.- und abgehenden Güterzügen entsprach. Am 09. Januar 1918 verließ der erste Munitionszug das Artilleriedepot, bis Kriegsende sollten 1,6 Millionen „ganze Schüsse“ ausgeliefert werden. Gemäß Artikel 168 des Friedensvertrags von Versailles vom 28. Juni 1919 sollten alle nicht zugelassenen Munitionsanstalten, Bamberg gehörte dazu, binnen 3 Monaten geschlossen und das Personal entlassen werden. Am 01. Dezember 1921 meldete die Stadt die Auflösung des Artilleriedepots und des Zeugamtes. Die Stadt wollte das Gelände als Industriehof weiterbetreiben, die Internationale Militär Kontrollkommission (IMKK) hingegen forderte die Zerstörung aller Gebäude und des Gleisanschlusses. Im Sommer 1922 hatten sich neun Firmen auf dem Gelände angesiedelt. Ein Teil des Geländes diente der „Schwarzen Reichswehr“ als Unterkunft und Depot. Erst am 12. November 1925 konnte das IMKK die Zerstörung eines Teiles der Gebäude und eines Gleises durchsetzen, doch der Großteil der Munitionsanstalt blieb unversehrt.
Bei zwei Flugzeugabstürzen verlor die bayerische Fliegerschule 6. Bamberg innerhalb von einer Woche im März 1917 zwei Doppeldecker mit einem Fluglehrer und zwei Schülern.
Das erste Seminar für Kindergärtnerinnen in Oberfranken wurde 1917 unter Leitung der Niederbornner Schwestern in Bamberg gegründet. Bis heute gibt es diese Akademie am Jakobsberg.
Im September 1917 besuchte König Ludwig III. von Bayern Bamberg.
Am 08. November 1918 rief der USPD-Politiker und erste Ministerpräsident Bayerns Kurt Eisner in München den Freistaat Bayern aus. Daraufhin übernahm ein 54-köpfiger Arbeiter-Bürger- und Soldatenrat in Bamberg die Regierung, tastete jedoch nicht die staatlichen und städtischen Behörden an.
Am 11. November 1918 endeten die Kampfhandlungen an der Westfront und damit der Erste Weltkrieg. Unter den über zwei Millionen gefallenen Soldaten Deutschlands waren 1046 Bamberger.
Literatur:
Preuß, Johannes: "Vom Artilleriedepot zum Ammunition Depot - 100 Jahre Muna Bamberg". Stadtarchiv Bamberg Nr. 33. Bamberg 2019.
⇑ Nach Oben